3D-Reparatur
Erfolgreich durchgeführte Machbarkeitsstudie einer 3D-Reparatur
Herstellung von 3D-Ersatzteilen
Schadenshergang
Die Bosch Küchenmaschine MUM40 war während des Betriebs vom Tisch gerutscht und auf den gefliesten Küchenboden gefallen.
Äußerlich war kein großer Schaden erkennbar: Der Schaltknopf (Drehknopf) war leicht eingedrückt, hatte Bruchspuren und ließ sich nicht mehr in jede Position drehen.
Schadensanalyse
Nach dem Öffnen des Gehäuses wurde erkennbar, dass Teile des Drehknopfes (1) gebrochen waren.
Der Drehknopf treibt über eine Stange (3) einen linearen Mehrfachschalter(2) auf der Steuerungsplatine an.
Sowohl die Verbindung der Stange zum Knopf als auch zum Schiebeschalter waren gebrochen.
Der Schiebeschalter (Bild 3a) besaß eine werksseitig einstellbare Schwenk-Kupplung (Bild 3a – schwarzes Kunststoffteil) mit Verzahnung (Bild 3b), mit der die Drehknopfstellung zur Schalterposition feinjustiert werden konnte. Diese Einstellbarkeit war durch den Bruch des Schwenkarms nicht mehr funktionsfähig.
3D-Druck Ersatzteile
Anfertigung der benötigen Ersatzteile mit 3D-Druck Verfahren
Drehknopf
Der Drehknopf (Bild 4a Vorderansicht, Bild 4b Rückansicht) wurde nachkonstruiert und mit dem MSLA-Verfahren („Maskiertes“ Stereolithografie-Verfahren) auf einem Elegoo-Saturn Drucker hergestellt.
Das 3D-Druck-Harz (Resin) wird mit Hilfe eines hochauflösenden Displays (DLP – Digital Light Processing) ausgehärtet. Durch diese Technik sind sehr detailgetreue, exakte und transparente Ausdrucke möglich.
Schiebeschalter-Kupplung
Die Einstellmethode mit dem Schwenkhebel wurde verworfen und stattdessen eine einfachere Lösung konstruiert:
Es handelt sich dabei um einen Einleger (Bild 5a) für das vorhandene Kupplungsgehäuse, der mittels Filament-Stift (Bild 6) mit der Schaltstange (Bild 5b) schwenkbar verbunden wird. Der Einleger besitzt 5 Stellungen, so dass die Drehknopfstellung zum Schalter in Millimeterschritten feinjustiert werden kann.
Die Komponenten wurden mit einem SLA-Drucker hergestellt.
3D-Ersatzteile in Funktion
Überprüfung der Funktion, aller im 3D-Druckverfahren hergestellten Ersatzteile.
Fazit
Zeitlicher Aufwand und Materialkosten
Wirtschaftlich betrachtet steht der Aufwand natürlich in keinem Verhältnis zum Gerätewert.
Das Reparaturbeispiel sollte deshalb als Machbarkeitsstudie betrachtet werden, bei der dieser Gesichtspunkt untergeordnet ist.
- Materialkosten:
Etwa 10€ incl. Fehldrucke und Vorversuche. - Zeit für den Konstruktionsaufwand:
Bis alles ausgemessen und funktionstüchtig konstruiert war, etwa 10 Stunden. - Druckzeit:
Knopf 1 Stunde
Kupplung und Stange 1 Stunde.
Autor
Peter Klemm
Seit 2019 im Repair Café, sowie dem digitalen Makerspace im Kulturforum Hanau (Stadtbibliothek) ehrenamtlich aktiv.
Selbständig seit 1993 im Bereich Entwicklung Maschinenbau / Mechatronik / Software (Windows). Setze seit 2008 den 3D-Druck in diesen Bereichen ein und gebe auch meine Erfahrungen gerne weiter.
Weitere Einzelheiten auf meiner Website: https://repair-labor.de
Kontakt E-Mail: peter.klemm@repair-labor.de
Bildnachweis: Alle Bilder in diesem Beitrage wurden von Peter Klemm zur Verfügung gestellt, wenn nicht anders angegeben.